Inspriationen aus mehreren Welten
- Nicole Hodel

- vor 3 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Viel zu lange habe ich nicht mehr geschrieben. Jetzt aber möchte ich Gedanken mit dir teilen, die nach aussen wollen. In den September-News hatte ich erwähnt, wie gespannt ich darauf bin, die langen Meditationen in Indien wieder aufzunehmen – gerade nach den intensiven Jahren der Yoga Komplementärtherapie-Ausbildung in der Schweiz, in denen ich vieles vertieft, hinterfragt und neu sortiert habe.
Erinnerungen an die erste Ausbildung
Meine erste 200-Stunden-Yogalehrer-Ausbildung liegt acht Jahre zurück. Sie prägte mich – nicht nur, weil sie die erste war, sondern weil mich diese Schule in Indien nachhaltig beeindruckt hat. Damals reiste ich mit dem Gefühl an, gut trainiert sein zu müssen. Vor Ort merkte ich jedoch schnell, dass die grösste Herausforderung nicht im Körper lag, sondern in der Ruhe. Atemübungen und Meditationen forderten mich weit mehr als jegliche Asanas. Und nun, erneut auf dem Weg nach Indien, fragte ich mich: Wie halte ich diese vielen stillen Stunden aus?
Ankommen – und Loslassen
Die Reise zusammen mit meinem Partner war leichter, getragen. Die Ankunft in Indien fühlte sich vertraut und gleichzeitig etwas gewöhnungsbedürftig an: überwältigende Düfte, Regenzeit im Norden, muffiges Wasser, Müll im Grünen. Nach wenigen Tagen jedoch war all das verflogen. Die Bergluft von Dharamshala, die Stunden im Yoga- und Meditations-Ashram, die gemeinsame Praxis – all das führte in eine tiefe, wohltuende Stille.
Und das Sitzen? Es geht mittlerweile gut. Sehr gut sogar. In der richtigen Position auch länger. Das fühlte sich an wie ein innerer Fortschritt entlang des Yogapfades, bei dem Ruhe zur Kunst wird. Trotz einer an sich entspannten Ausgangslage stellte sich nochmals eine tiefergehende Entspannung und Weite ein. Berührend war die Erkenntnis, wie viel ungenutztes Entspannungspotenzial in mir steckte.
Impressionen aus Dharamshala, Indien 2025
Gemeinsames und Irritierendes
Was mich heute zum Schreiben bewegt: Es beeindruckt mich, wie die Lehren von Patanjali über Kontinente hinweg dieselbe Sprache sprechen. Der Beitrag von viveka.de hat mich daran erinnert. Die jahrtausendealten Gedanken über den Umgang mit unserem Geist sind hier wie dort erstaunlich alltagstauglich – vielleicht aktueller denn je.
Dr. Keshava von Sarvaguna Yoga vermittelt eine Sprache, die derjenigen des Instituts für Komplementärtherapie nahe ist: offen, undogmatisch, spirituell ohne Esoterik. Gleichzeitig wird in Indien auch sehr altes Wissen eingebunden – oft umfassend, manchmal unstrukturiert. Besonders Themen wie Chakras oder Mudras werden vielerorts ungefiltert weitergegeben. Im westlichen Kontext betrachte ich das kritisch, da es häufig wenig zielführend ist.
Bezüglich Atemtechniken und Asanas war ich dankbar um mein klares Körperverständnis. Gerade in Intensivkursen ist die Gefahr gross, dass Gruppendynamik in Leistungsdruck kippt. Atemtechniken oder Positionen werden schnell forciert. In meinen eigenen Stunden möchte ich genau das Gegenteil vermitteln: Yogapraxis als Weg zu maximalem Wohlgefühl statt zu Anstrengung. So geniessen Yoginis und Yogis in meinen Augen Hochachtung, wenn sie genau wissen, was für sie in der Stunde gut und richtig ist.
Zwischen Neugier und Grenzen
Einige Male fragte ich mich in Indien, wie weit ich mitgehe. Ich wollte offen bleiben und auch Elemente wiederentdecken, die ich in den letzten Jahren bewusst ausgelassen hatte. So wagte ich mich nach ein paar Tagen wieder an längere Sequenzen der Feueratmung (Kapalabhati) – und fand sie wohltuend für meine aktuelle Lebensphase. In der Schweiz, in unserer Vata-Welt (Dosha aus dem Ayurveda), würde ich diese Technik jedoch in Gruppen nicht einsetzen. Sie hat Kontraindikationen und gehört achtsam dosiert.
Wenn du diesen Beitrag liest und dich für die Atemtechnik interessierst, Fragen oder Gedanken dazu hast, melde dich gerne bei mir.
Dankbarkeit
Seit einem Monat bin ich wieder am Arbeiten – erfüllt, dankbar und privilegiert. Yoga im Westen wächst nicht zufällig so stark. Es wurzelt auf einem breiten, tiefen Fundament, das in Indien seit Jahrhunderten gelebt wird. Diesen Schatz zu erleben, zu lernen und weiterzugeben, empfinde ich als grosses Geschenk.
Weitere Links und Literatur:
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