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AutorenbildNicole Hodel

Yoga und Atmung - die bedeutungsvolle Verbindung

Aktualisiert: 4. Mai 2022

Erst vor Kurzem durfte ich Yogis beobachten, die regelmässig und intensiv praktizieren. Athletisch, beeindruckend sieht das jeweils aus. Aber genauer hinhören lohnt sich da ganz besonders. Denn gerade bei herausfordernden Abläufen gerät die Atmung sehr schnell in Vergessenheit. Während bei professionellen Youtube-Videos von Yoginis und Yogis, die Ansagen im Studio aufgezeichnet werden, atmen zuhause wahrscheinlich einige mehr oder weniger trainierte Praktizierende ganz schön am Limit und vergessen dabei das eigentliche Ziel; die Verbindung von Bewegung und Atmung sowie einer guten Atemqualität.




Atmung geschieht und das ist auch gut so. Beim Yoga aber lenken wir die Aufmerksamkeit bewusst zur Atmung und versuchen diese wahrzunehmen und im richtigen Mass fliessen zu lassen. Ein langer und feiner Atem - so erwähne ich es immer auch gerne in den Lektionen - streben wir an. Mir kommt dabei immer wieder die Aussage zu einem der bekanntesten indischen Yogalehrer Krishnamacharya in den Sinn, welcher sich so intensiv dem "langen und feinen" hingegeben hat, dass er Puls, Atmung und Herzschlag zum Stillstand bringen konnte. Gerne demonstrierte er dies Europäischen Experten und Journalisten, was daraufhin ein grosses Medienecho auslöste. Plakativer kann man wohl kaum aufzeigen, was mit und dank Yoga(atmung) tatsächlich erreicht werden kann - halt "in Extremis" - dafür umso publikumswirksamer. Soviel zum Plakativen, bevor wir uns dem gesundheitswirksamen Atem annähern.

Wie und wie viel darf es denn sein?

Nebst Positionen gibt es auch intensive Atemtechniken, die insbesondere in der Sivananda-Tradition auch heute noch gelehrt werden. Diese Atemtechniken kenne ich bestens. Sie heissen Kapalabhati (Schnellatmung) oder Bhastrika (Feueratmung), wirken sehr aktivierend und können schnell begeistern, jedoch auch überfordern oder eben am Ziel "vorbei schiessen". Es stellt sich die Frage, inwiefern wir eine solche Aktivierung benötigen. Vielleicht kann diese vor einer sportlichen Höchstleistung sehr spannend sein, weniger aber in der täglichen Yogapraxis. Es ist ein kontrovers diskutiertes Thema - über das ich mich auch immer gerne unterhalte. Interessante Gedanken dazu äussert auch Ralph Skuban im Artikel "Warum wir zu viel atmen".

Persönlich hatte ich mein AHA-Erlebnis bezüglich Atemtechniken und deren aus meiner heutigen Sicht sinnvollen und angepassten Anwendung, während der Ausbildung in der Schweiz am Institut für Komplementärtherapie. Erst da begann ich die feinen Unterschiede zu spüren, die Atmung auch angepasst zu regulieren und eben auch da wieder die "gesundheitsförderliche Dosis" heraus zu spüren und zu praktizieren. Dazu erläutere ich gerne und nur in ganz groben Zügen das Beispiel Kehlton (Ujjayji):

  • Der Kehlton ist eine Atemtechnik, die während jeder Yogapraxis angewendet und vertieft werden kann.

  • Mit dieser Atmung können sich Yoginis und Yogis wahrscheinlich am gezieltesten einer langen und feinen Atmung nähern.

  • Sie ist vergleichsweise einfach auszuführen, wirkt beruhigend und kann positive Wirkungen auf die Konzentration haben. Der Kehlton kann die ideale Vorbereitung für die Meditation bilden.

  • Wunderbar wird diese Atmung auch von der Yogalehrerin und Autorin Anna Trökes erklärt.

Weshalb jetzt atmen?

Während des Online-Unterrichts habe ich festgestellt, dass dieser die perfekte Gelegenheit bietet, den Fokus auf den Atem zu lenken und mit diesem auch zu spielen. Es gibt Yoginis und Yogis, die bezüglich Atemtechniken gerade zu Beginn im Gruppenunterricht sehr zurückhaltend sind. Vielleicht auch weil sie selber es nicht mögen, wenn andere beispielsweise den Kehlton hörbar anwenden. Nun aber können wir zuhause die Gelegenheit nutzen, diese Atemtechnik so zu trainieren, dass sie immer fliessender wird und du beim Praktizieren die Qualität erlangst, die für dich angemessen ist. Und wenn sie für dich stimmt, dann darfst du sie doch dann auch überall hin mitnehmen und präsentieren, richtig? Und wir tun dies, weil es gut tut. Weil es eine andere Qualität des Übens erlaubt und in meinen Augen der Mehrwert von Yoga erst mit dieser Verbindung in der Tiefe erlebt werden kann. Und weil diese Tiefe heilsam wirken kann.


Weitere Links und Literatur:

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